Chronik 1 | 25 Jahre Swiss Economic Forum: Von der Idee zu einer Institution

«Des Menschen Seele gleicht dem Wasser, vom Himmel kommt es, zur Erde muss es, ewig wechselnd.» Wer von der Stadt Thun hinaus auf den See fährt, die Berge des Berner Oberlands vor Augen, gerät mitunter ins Träumen. So wie Johann Wolfgang von Goethe 1779, als er das Gedicht «Gesang der Geister über den Wassern» zu Papier brachte. Mehr als zweihundert Jahre später befindet sich Thun mitten in einem tiefgreifenden wirtschaftlichen Strukturwandel. Kurz nacheinander treffen drei Ereignisse die Region. 1991 schliessen die traditionsreichen Metallwerke Selve ihre Tore. Hunderte von Jobs gingen verloren. Im September des Jahres, gibt das Militär bekannt, dass es in der Garnisonsstadt tausend Arbeitsplätze aufheben werde.

Nur Wochen später erfolgte der dritte Schlag: Die Spar- und Leihkasse Thun hatte sich mit Immobiliengeschäften übernommen und musste ihre Schalter schliessen. Die Bilder der Schlangen von Kleinsparern, die vergeblich ihre Sparguthaben abzuheben versuchten, gingen um die Welt, weil ein «bank run» im Bankenland Schweiz schlicht unvorstellbar erschien. In der Region machten sich Ratlosigkeit, Mutlosigkeit und Resignation breit, zumal die Rezession, welche die Schweiz damals im Griff hatte, sich im Berner Oberland stärker auswirkte als im Durchschnitt des Landes. Denn das eher konservative und beharrende Thun stand vor der Aufgabe, einen wirtschaftlichen Strukturwandel einzuleiten. Der damalige Stadtpräsident Hans-Ueli von Allmen, ein Vertreter der SP, war entschlossen, diesen Prozess voranzutreiben und dem bekannten Motto nachzuleben, wonach jede Krise eine Chance sei. Neue Ideen waren gefragt. Zu den Massnahmen, die er ergriff, gehörte die Gründung eines Vereins «Imageförderung Thun». Dessen Leiter Melchior Buchs schlug dann vor, Thun mit dem Thema Jungunternehmertum in Verbindung zu bringen.

Unabhängig davon wälzte das seit Jahren bestehende Forum der Jungen Wirtschaft Thun – auch Junge Wirtschaftskammer Thun genannt – die Idee, Jungunternehmer-Seminare durchzuführen mit dem Ziel, die Gründung von Startups zu fördern und zu erleichtern. Die beiden Organisationen beschlossen, gemeinsame Sache zu machen und in Thun eine Veranstaltung zu organisieren, die unternehmerische Chancen aufzeigen und unternehmerisches Wissen vermitteln sollte. Gesagt, getan: Dieses Forum fand erstmals im Oktober 1993 im Ausbildungszentrum Seepark Thun statt. 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hörten während eineinhalb Tagen zahlreichen Referenten und einigen Referentinnen zu. Der Vorläufer des Swiss Economic Forums war mit Erfolg über die Bühne gegangen – und gab den Anstoss, daraus eine der bedeutendsten Wirtschaftskonferenzen der Schweiz zu entwickeln.

Wie es weiterging, lesen Sie in Chronik 2 – und in ganzer Länge im Magazin SEF25, das zur Jubiläumsausgabe des Swiss Economic Forum 2023 erscheint.

Text und Recherche: Felix E. Müller