Peter Stähli und Stefan Linder nehmen sich im Januar 1998 auf der Griesalp im Kiental vor, das Swiss Economic Forum ins Leben zu rufen. Den beiden Gründern schwebt vor, die Veranstaltung aus ihrem regionalen Rahmen zu heben und als nationale Konferenz zu positionieren, als eine Art WEF für Schweizer KMUs. Die Nähe des Tagungsorts zur Bundeshauptstadt spielte auch deshalb eine Rolle, weil wichtige Rahmenbedingungen der heimischen Wirtschaft im Bundeshaus entschieden wurden. Viele KMU-Unternehmer agierten als Einzelkämpfer ohne guten Zugang zur Politik und ohne Austausch und Vernetzung unter ihresgleichen.
Diese Lücke sollte ein neu konzipiertes Forum schliessen. Stähli und Linder definierten das Grundkonzept der Konferenz: eineinhalb Tage mit einem langen Abend für Networking, Referate von nationalen und internationalen Persönlichkeiten, kleinere Sonderveranstaltungen mit Fallstudien und Spezialthemen sowie Auftritte von Überraschungsgästen und Querdenkern.
Drei Hauptsponsoren wurden gesucht. Wunschpartner UBS erwies sich als spröde Braut. Die Anfragen wurden von einer Hierarchiestufe zur nächsten nach oben gereicht: von Thun über Bern und Zürich an den Hauptsitz in Basel. Dort mussten die beiden zweimal ihr Konzept präsentieren. Schliesslich sagte die Grossbank zu. Weil sie in der Schweiz eine KMU-Strategie verfolge, war die Konferenz für die UBS interessant. Der Sponsor empfahl aber, die Veranstaltung in Zürich oder Basel durchzuführen, was die beiden Berner Oberländer aber ablehnten. Danach vermochten diese mit ihrem Enthusiasmus auch die Swisscom und PwC von einem Engagement zu überzeugen. Damit standen drei Hauptsponsoren fest, die heute, nach 25 Jahren, immer noch dabei sind!
Das erste SEF fand am 4. und 5. Juni 1999 statt, 480 Gäste fanden sich in Thun ein, die meisten kamen von KMUs aus dem Berner Oberland bis und der Grossregion Bern. Sie hörten dem Hauptreferenten Marcel Ospel zu, aber auch Roger Schawinski oder Ständerätin Vreni Spoerry. Für das Nachtessen hatten sich Stähli/Linder einen kleinen Gag ausgedacht: Es fand auf dem Jungfraujoch statt. In der Lokremise auf der Kleinen Scheidegg verkündete die Jury den ersten Preisträger des Jungunternehmerpreises, die Firma Cytos aus Schlieren. Danach karrte die Jungfraubahn 460 Personen ins Reich der Gletscher. Gegen Mitternacht war man zurück; die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer dürften nicht vor zwei Uhr im Bett gewesen sein.
Wie es weiterging, lesen Sie in Chronik 4 – und die SEF-Geschichte in ganzer Länge im Magazin SEF25, das zur Jubiläumsausgabe des Swiss Economic Forum 2023 erscheint.
Text und Recherche: Felix E. Müller