Timothy Garton Ash doziert als Professor für Europäische Studien an den Universitäten Oxford, Berlin und Stanford. Er leitet das Forschungsprojekt «Debatte zur Meinungsfreiheit» und hat den Bestseller «Redefreiheit. Prinzipien für eine vernetzte Welt» verfasst. Als einer der einflussreichsten Kommentatoren und viel zitierter Historiker kennt sich Garton Ash mit aktuellen geopolitischen Herausforderungen ebenso aus wie mit den wilden Phasen der Zeitgeschichte. Für den «Guardian» schreibt er regelmässig zur Transformation Europas in den letzten 30 Jahren. 2005 wurde Timothy Garton Ash vom «Time Magazine» unter die 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt gewählt und erhielt 2016 für seine Leistungen den internationalen Brückepreis der Europastadt Görlitz.
«Wir leben in einer sehr schwierigen und gefährlichen Zeit», erklärte der erst vor wenigen Tagen mit dem renommierten Karlspreis zu Aachen ausgezeichnete Timothy Garton Ash. «Grosse globale Machtverschiebungen, wie sie momentan im Gange sind, gehen oft mit Kriegen einher», führte der britische Historiker in seinem Keynote-Referat am SEF aus. Ausserdem würden weltweit antiliberale Konterrevolutionen Demokratie und Freiheit bedrohen. Populistische Politiker würden den Leuten weiss machen, dass Ausländer ihnen die Jobs wegnehmen, und hätten damit Erfolg. «Aber in Wahrheit ist es die Digitalisierung, die viele Jobs schlicht obsolet macht», so der 61-jährige Professor an den Universitäten in Oxford und Stanford. Neue Wege der Arbeitsverteilung zu finden, so dass die breite Bevölkerung am Wohlstand teilhaben kann, sei für den Erhalt einer friedlichen, stabilen Weltordnung deshalb absolut zentral. Zudem sei es wichtiger denn je, gemeinsan an globalen Lösungen zu arbeiten, unterstrich der Experte für die europäische Geschichte nach 1945.