2022
Er habe diesen umfassenden Angriff durch Russland auf die Ukraine definitiv nicht kommen sehen, sagte der ehemalige österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz im Abschlusstalk am SEF.2022. Putin habe zwar bei den verschiedenen Treffen, die er mit ihm gehabt habe, immer zuerst angesprochen, dass der Westen Versprechen nicht halten würde und sich die EU immer weiter nach Osten ausbreite, erklärte er im Gespräch mit den Moderatoren. Als er 2014 als damaliger Aussenminister die Ukraine besucht habe, sei der Konflikt im Osten schon akut gewesen, er hätte aber nicht den Eindruck gehabt, dass die Russen bis nach Kiew möchten.
In Bezug auf die Rolle seines Heimatlandes Österreich, denkt Kurz immer noch, dass die Neutralität der richtige Weg sei. «Neutralität bedeutet, militärisch nicht einzugreifen, es heisst nicht, dass man keine Meinung hat. Man kann trotz Neutralität Position beziehen und Sanktionen mittragen.» Nicht zuletzt sei es wohl nicht schlecht, wenn es ein paar kleinere Länder auf der Welt gibt, die Raum für Dialog bieten und Brückenbauer sein können.
Im Herbst 2021 musste Kurz aufgrund von Korruptionsvorwürfen als Kanzler zurücktreten. Angesprochen auf die Anschuldigungen gegen ihn holte der 35-Jährige weit aus, sagte wie sehr ihm seine jetzige Aufgabe in der Privatwirtschaft Spass mache, und weibelte für Verständnis, dass man in einer Position eines Spitzenpolitikers ja nicht alles richtig machen könne.