Die mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Historikerin, Journalistin und Kommentatorin der Geopolitik, Anne Applebaum, untersucht die Herausforderungen und Chancen des globalen politischen und wirtschaftlichen Wandels durch die Brille der Weltgeschichte. Auf der Grundlage ihrer Expertise in Europa und ihrer langjährigen internationalen Berichterstattung zeigt sie Perspektiven und weitreichende Auswirkungen der heutigen brisanten Weltereignisse auf. Die Autorin des Buches «Twilight of Democracy: Die verführerische Verlockung des Autoritarismus» ist Senior Fellow an der Johns Hopkins School of Advanced International Studies in Washington, DC. Sie schrieb über mehrere Jahre eine aussenpolitische Kolumne für die Washington Post. Heute ist sie feste Autorin bei The Atlantic.
2022
«Das Ziel muss sein, dass die Ukraine diesen Krieg gewinnt und seine Souveränität behält», sagte Anne Applebaum in ihrem Keynote-Referat am SEF.2022. Denn es handle sich bei dem Krieg um viel mehr als einen lokalen Konflikt in Osteuropa, so die amerikanische Historikerin und Journalistin, die seit vielen Jahren in Polen lebt. Putin zeige dem Westen mit dem Angriff auf die Ukraine eine andere Welt. Eine Welt ohne Regeln, ohne Demokratie, in der kleine Länder wie die Ukraine und die Schweiz nicht sicher seien.
Wichtig sei, sich klar in Erinnerung zu rufen, dass es so etwas wie eine natürliche freie Weltordnung nicht gäbe und dass unsere freien Staaten verwundbar seien. Wir müssten unsere westlichen Werte und die Demokratie ernst nehmen, sie stärken und aktiv gegen Autokraten verteidigen. Dies bedeute, so wie Deutschland die Militärbudgets aufzustocken, aber auch, endlich damit aufzuhören, mit autokratischen Regimes Handel zu treiben, und unsere Energieversorgung grundlegend neu aufzustellen. Schliesslich müsse Russland endlich sein Selbstverständnis ändern, eine Kolonialmacht sein zu wollen. So wie es die übrigen europäische Staaten vor langer Zeit getan hätten.